Augenoptik am Beginn einer neuen Ära

Gemeinsam mit dem Südwestdeutschen Augenoptiker-Verband (SWAV) lud der Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) am 8. Oktober 2016 im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz zur jährlichen Obermeistertagung und außerordentlichen Mitgliederversammlung. Im Vordergrund der Veranstaltung standen in diesem Jahr die betriebliche Integration der Optometrie sowie die Digitalisierung in der Augenoptik. 
 
David Hewlett, Geschäftsführer der Federation of (Ophthalmic and Dispensing) Opticians (FODO), war eigens aus London zur ZVA-Obermeistertagung nach Mainz gereist und skizzierte in seinem Vortrag eindrucksvoll, wie die Digitalisierung den augenoptischen Sektor vermutlich verändern wird. Nach seiner Einschätzung sei es „nur eine Frage der Zeit, bis wir in Großbritannien virtuelle Augenglasbestimmungen und selbst erzeugte Verordnungen erleben“. Ähnliches gelte für Deutschland. „Wir stehen am Beginn einer Ära kostengünstiger Diagnosetechnologien, die ganz auf nicht-traditionelle Verbraucher abzielen“, so Hewlett. Gleichwohl könnten sich Augenoptikermeister und Optometristen sicher sein, auch in Zukunft nicht durch Maschinen und Algorithmen ersetzt zu werden. Dennoch sollten sie sich darauf einstellen, dass die Digitalisierung auch in der Augenoptik sehr vieles verändern werde, angefangen beim Geschäftsmodell über die berufliche Praxis bin hin zum Verbraucherverhalten. Und so schloss Hewlett seinen Vortrag mit dem dazu passenden Aphorismus des Heraklit von Ephesus: „Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung.“
Einen möglichen Weg, wie mit dieser Veränderung umgegangen werden kann, zeigte im Anschluss Michael Bruckner. Der Vertriebsdirektor von Essilor Deutschland erläuterte die digitale Strategie des Unternehmens und mahnte, die Zukunft werde niemanden verschonen. „Wir glauben fest an den stationären Handel. Wir glauben aber auch, dass sich online und offline vermischt.“  
 
Optometrie als betrieblicher Baustein
 
Wesentlich optimistischer begegnete nach der Mittagspause Prof. Dr. Anna Nagl von der Hochschule Aalen der digitalen Herausforderung. Nicht nur zeigte sie anhand einer testweisen Brillenbestellung bei drei Onlinehändlern deren Geschäftsabwicklung und den damit potenziell einhergehenden Verbraucherfrust auf, sie hatte überdies eine ganz klare Botschaft für die Delegierten in Mainz: „Der Markt wird von Ihnen gemacht!“ So gehe der Trend laut Prof. Dr. Nagl keineswegs nur zum Kauf im Internet, denn: „Der Kunde brauche nicht nur eine Brille, sondern einen Ansprechpartner.“
Und dass die Kunden zudem durchaus bereit sind, ihren Ansprechpartner in Sachen Sehen für dessen Dienstleistung auch ansatzweise adäquat zu bezahlen, zeigte im Anschluss der Vortrag von Christian Bartels. Der selbständige Augenoptiker aus Aschaffenburg setzte sich in seiner Master-Thesis an der Hochschule Aalen mit der Frage auseinander, ob sich mit dem, was er unlängst im Masterstudium gelernt hatte, überhaupt Geld verdienen lässt. Und wenn ja, wie viel. Sein Fazit: Mit der richtigen Kalkulation und bei entsprechender Durchführung der Untersuchungen ist durch das Angebot eines optometrischen Screenings sehr wohl ein Mehrgewinn zu erzielen. Tatsächlich habe seine Untersuchung gezeigt, dass die Akzeptanz seitens der Kunden für produktbegleitende Dienstleistungen hoch sei. Nach seiner Einschätzung stellt optometrisches Screening damit „wirtschaftlich ein hervorragendes und zukunftsträchtiges Modell für den Augenoptiker/Optometristen“ dar.
 
Auszeichnungen für besondere Verdienste
 
Ausgezeichnet wurden im Rahmen der ZVA-Obermeistertagung in Mainz Wilhelm Böcker und Rainer Hankiewicz. Böcker, der nach 16 Jahren als Obermeister der Augenoptikerinnung Hamburg und nach 13 Jahren als ZVA-Vorstandsmitglied von beiden Ämtern zurücktrat, erhielt das ZVA-Ehrenzeichen in Gold. ZVA-Präsident Thomas Truckenbrod lobte in seiner Laudatio Böckers historischen Einsatz für die Wiederannäherung zwischen seiner Innung und dem Bundesverband, die 2003 letztlich in den (Wieder-)Beitritt der Hamburger zum ZVA mündete.
Rainer Hankiewicz bekam für seine besonderen Verdienste um die Aus- und Fortbildung den „Léon-Hauck-Preis 2016“ verliehen. Michael Hauck, Sohn des Preisgründers Léon Hauck, überreichte den Preis, der seit 1985 jährlich verliehen wird (für ausführliche Informationen zum „Léon-Hauck-Preis 2016“ siehe ZVA-Presseinformation 38/2016).
 
ZVA-Präsident Thomas Truckenbrod zeigte sich am Ende eines themenreichen Tages äußerst zufrieden: „Die Obermeistertagung ist traditionell als Fortbildungsveranstaltung für die Delegierten der Innungen und Landesinnungsverbände angelegt. Diesem Anspruch konnten wir auch in diesem Jahr mit erstklassigen Vorträgen und Referenten wieder gerecht werden. Nicht zuletzt dank der Organisation durch den SWAV bot die ZVA-Obermeistertagung somit erneut die Möglichkeit, fachlichen Austausch zu betreiben und zudem wichtige neue Erkenntnisse zu gewinnen – für hier und heute und darüber hinaus.“
 
Zur nächsten Mitgliederversammlung treffen sich die Delegierten im März 2017 in Bonn.
 
 
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Bildunterschriften:
01: Thomas Truckenbrod, ZVA-Präsident
02: David Hewlett, Federation of (Ophthalmic and Dispensing) Opticians (FODO)
03: Christian Bartels, Optometrist und staatlich geprüfter Augenoptiker
04: Die Delegierten der ZVA-Obermeistertagung 
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12.10.2016