Bachelor für die Augenoptik/Optometrie

Bachelor-Studiengänge lösen Diplom-Studiengänge ab

Warum macht man das?


Das Ziel war die Harmonisierung der Studiengänge in Europa. 40 europäische Staaten hatten sich darauf verständigt, einen einheitlichen europäischen Hochschulraum zu schaffen, in dem die Studiengänge bis zum Jahre 2010 überall gleich aufgebaut sein sollten. Diese Bewegung hat den Namen „Bologna-Prozess“.

Die neuen Studiengänge sind alle zweistufig:

  1. Ein grundlegendes Studium führt zu einer ersten Berufsqualifikation. Man nennt es „Bachelor-Studium“. Für deutsche Augenoptiker/innen ermöglicht diese Berufsqualifikation den Eintrag in die Handwerksrolle mit dem Erwerb aller Rechte der Meisterin oder des Meisters.

  2. Auf das Bachelor-Studium aufbauend gibt es ein vertiefendes Studium. Das „Master-Studium“ führt zu einer nächst höheren Berufsqualifikation. Hier könnte man sich z.B. zum Spezialisten für Kontaktlinsen oder für die Low-Vision-Versorgung weiter qualifizieren.


Die ehemaligen Diplome wurden aufgespalten in ein etwas kürzeres Bachelor-Studium, nach dem man bereits gut qualifiziert in den Beruf gehen kann, und in ein vertiefendes Master-Studium, das nicht mehr alle Bachelor-Absolventen/innen durchlaufen müssen. Es gibt aber denen, die gern noch mehr wissen möchten, Gelegenheit, sich in eine konkret definierte Richtung weiter zu qualifizieren. Die Hochschulen kommen damit dem Wunsch der Wirtschaft nach, schneller auszubilden und stellen sich erstmals auch der Forderung, flächendeckend weiterbildende Studiengänge im Sinne des „lebenslangen Lernens“ anzubieten.

Bachelor-Studiengänge – wie funktionieren die?

Die Bachelor-Studiengänge sollen europaweit zwischen sechs und acht Semester umfassen. Davon müssen mindestens sechs Semester unter wissenschaftlicher Betreuung in den Hochschulen stattfinden. Die Fachhochschulen Aalen und München, die Berliner Hochschule für Technik (BHT) und die Technische Hochschule Brandenburg haben sich darüber verständigt, einheitlich 7-semestrige Bachelor-Studiengänge anzubieten, die aus sechs Hochschul-Semestern und einer etwa einsemestrigen Praxisphase bestehen. Die Ernst-Abbe-Hochschule Jena (FH Jena) bietet einen Sechs-Semester-Studiengang an. Der berufsbegleitende Studiengang der ZVA-Akademie in Dormagen ermöglicht den Studenten weiterhin berufstätig zu bleiben und dauert acht Semester. Augenoptiker-Meister, die als Quereinsteiger in den Studiengang des ZVA-Bildungszentrum einsteigen, können ihre berufsbegleitende Studienzeit fast halbieren.

Neues Lernprinzip: Kompetenz-Orientierung

Bei der Umwandlung in die Bachelor-Studiengänge wurde europaweit das Lernprinzip geändert. Von der fächerbasierenden Ausbildung mit einzelnen theoretischen und praktischen Unterrichtsfächern ist man übergegangen zu kompetenz-orientierten Lernmodellen. Es soll jetzt verstärkt darauf ankommen, dass die Studierenden in der Lage sind, theoretische Inhalte und praktisch erlernte Fähigkeiten so zu kombinieren, dass sie die im Beruf geforderten Tätigkeiten qualitativ hochwertig durchführen können. Diese Fähigkeit nennt man heute „Kompetenzen“.

Neue Lehreinheit: Modul

Alle Studiengänge werden in neue Lehreinheiten gegliedert, die man „Module“ nennt. Diese Module vermitteln jeweils eine oder mehrere Kompetenzen. So ganz neu ist diese Kompetenz-Orientierung natürlich nicht. Die absolute Berufsgrundlage der Augenoptik/Optometrie, das Berufsbild in der neuen Fassung von 2005, ist bereits in der Form von Kompetenzen beschrieben. Aber für die Organisation von Studiengängen ist die Orientierung an solchen Kompetenzen eher neu.

Neue Zeit-Einheit: Gesamtarbeitszeit der Studierenden - Workload

Während die Studiengänge bisher fast nur nach den Anwesenheitszeiten der Studierenden in der Hochschule (den sogenannten „Semesterwochenstunden“) betrachtet wurden, sollen sie nun nach den tatsächlich von den Studierenden aufgewendeten Arbeitszeiten strukturiert werden. Man führt dafür die Begriffe „Gesamtarbeitszeit“ oder „Workload“ ein. Hier soll neben den Unterrichtszeiten in der Hochschule auch berücksichtigt werden, wie viel Zeit die Studierenden für häusliche Vor- und Nachbereitungen, für die Ausarbeitung von Hausarbeiten oder Seminarvorträgen und auch für die Prüfungsvorbereitung benötigen. Diese Bewertung nach den tatsächlich erforderlichen Arbeitszeiten soll die Studiengänge besser studierbar machen und damit auch dazu beitragen, Studienzeitverlängerungen zu vermeiden.

 

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